Wissenschaft bekommt die Welt als Wirklichkeit immer besser in den Griff. Verkürzt gesprochen brauchen wir nicht mehr über die Existenz von Dingen streiten sei es der Baum, Geister oder Gott. Was für wen aus welcher Perspektive real und irreal ist und welche Brisanz diese Frage hat, können wir heute aus anthropologischer Sicht recht gut erklären. Ungeachtet dieser Unstrittigkeiten über die Vielfalt der Raster mit der wir der Welt begegnen, betreten wir schon immer ein gänzlich anderes Terrain, wenn wir über die Welt als Möglichkeit sprechen. Wenn Wirklichkeiten streitbar sind, dann nicht zuletzt weil Wirklichkeiten auch immer mehr als das je Gegebene sind und immer das Mögliche beinhalten wie Hoffnungen, Wünsche, Träume und Entwürfe. Es geht um Zufälle, welche die Verwirklichung von Hoffnungen mehr oder weniger wahrscheinlich machen. Es geht um Handlungen deren Wirkung auf andere Handlungen nicht vorhersehbar und unkontrollierbar sind. Es geht um das Unmögliche, welches unnachgiebig die menschliche Faszination fesselt. In der Moderne trennt das Mögliche die Wissenschaft von Religion, Kunst und Moral. Gleichwohl wird diese Trennung immer wieder aufgelöst, hinterfragt und neuverhandelt. Mehr noch, das Mögliche ist besonders wichtig für die Sozialanthropologie und ihrer Auseinandersetzung mit verschiedensten handlungstheoretischen Begriffen.

In dem Blockseminar wenden wir uns dem Denken zu. Wir werden uns intensiver mit der Frage befassen was wir tun, wenn wir denken. Das ist eine zentrale Frage aus dem Spätwerk „Das Leben des Geistes“ von Hannah Arendt. Dieses umfassende Werk ist keinesfalls eine leichte Lektüre und bietet wie viele ihrer Arbeiten kaum Antworten an, sondern mehr Unklarheiten und Fragen. Gleichwohl werden wir auf eine Reihe an spannenden Fragen und Annahmen treffen mit der wir Denken als Tun diskutieren können. Wir werden uns vorrangig mit der Einleitung und dem zweiten Kapitel „Geistige Tätigkeiten in einer Welt der Erscheinungen“ befassen.

Die Lektüre ist als Einstieg gedacht und kann durch andere Lektüre in der Diskussion ergänzt werden.

Neben der Lektüre werden wir auch Denken – ganz praktisch – als Tätigkeit tun. Wir werden spazieren, meditieren, schwimmen, abwaschen, und andere Dinge tun um zu verstehen wo wir sind, was wir tatsächlich tun, wenn wir denken und wie wir es tun.

 

Anreise und Beginn

Wir treffen uns um

10.00 Uhr am ZOB Halle (Bahnhof) für den Bus 301

10.12 Uhr kann in Trotha zugestiegen werden.

10.42Uhr ist Ankunft in Drobitz

Wir fahren mit den letzten Bussen um 16.42Uhr oder 18.42Uhr zurück.

Verbindungen können auf der Seite der Deutschen Bahn gesucht werden (Ort ist Drobitz Petersberg)

Lektürevorschlag


Arendt, H. 1998. „Einleitung“ und „Geistige Tätigkeiten in einer Welt der Erscheinungen“. In: Vom Leben des Geistes. München: Piper Verlag.